Expertenrunde 2: Gerechtigkeit
Die zweite Phase des Beteiligungsprozesses „Schwätz mat! D’Zukunft vun eiser Altersofsécherung“ begann im Februar 2025. Sie umfasste eine öffentliche Online-Beteiligung sowie mehrere Expertenrunden, darunter die zweite Runde zum Thema Gerechtigkeit, die am 4. April 2025 im Schloss Burglinster stattfand.
Bereits die Auswertung der öffentlichen Konsultation hatte gezeigt, wie vielfältig und eng miteinander verknüpft die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger waren. Drei zentrale Themen standen dabei im Vordergrund: die Anpassungsfähigkeit, die Nachhaltigkeit und die Gerechtigkeit des Rentensystems. Diese Schwerpunkte bildeten den inhaltlichen Rahmen für die Diskussionen in der zweiten Phase.
Die Rückmeldungen aus dem Online-Dialog flossen direkt in die Arbeit der Expertengruppen ein und gaben wertvolle Impulse für die Ausarbeitung zukunftsfähiger Lösungsansätze.
In der zweiten Expertenrunde stand die Frage im Mittelpunkt, wie Gerechtigkeit im Rentensystem gestärkt werden kann – insbesondere mit Blick auf die Fairness zwischen den Generationen, den Schutz benachteiligter Gruppen und mehr Transparenz.
Die Diskussionen machten deutlich: Das aktuelle Rentensystem wird zwar in vielen Aspekten als solidarisch und gerecht wahrgenommen – etwa durch die Anerkennung von Kindererziehungszeiten oder den Schutz von Geringverdienenden –, doch bestehen auch zahlreiche Kritikpunkte. So wurde etwa die Reform von 2012 vielfach als Wendepunkt genannt, der die jüngere Generation benachteiligt habe. Auch die unzureichende Absicherung bei nicht-linearen Erwerbsbiografien sowie der Gender Pension Gap wurden als strukturelle Ungleichheiten benannt.
Inhaltlich konzentrierte sich die Debatte auf folgende zentrale Punkte:
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Die Notwendigkeit, das Prinzip der Solidarität im Rentensystem zu stärken – sowohl generationenübergreifend als auch innerhalb der Generationen.
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Die Forderung nach einer Mindestrente oberhalb der Armutsrisikogrenze, um ein würdevolles Leben im Alter zu gewährleisten.
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Der Wunsch, atypische Erwerbsverläufe besser zu berücksichtigen und soziale Benachteiligung abzufedern.
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Kontroverse Diskussionen zur automatischen Rentenanpassung sowie zur Frage, ob das System stärker versicherungs- oder solidaritätsorientiert ausgestaltet sein sollte.
Zahlreiche Reformvorschläge wurden eingebracht – unter anderem:
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Eine Flexibilisierung bei der Anrechnung von Studienjahren.
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Die Standardisierung des Rentensplittings bei Scheidungen.
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Die Einführung einer Beitragspflicht für Überstunden, Care-Arbeit oder bestimmte Kapitalerträge.
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Eine gezieltere Berücksichtigung belastender Berufstätigkeiten (sogenannte „Penibilität“).
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Die Schaffung eines Bürger*innenrats zur kontinuierlichen Begleitung des Reformprozesses.
Einigkeit bestand darüber, dass die Bekämpfung von Altersarmut und der Schutz vulnerabler Gruppen zentrale Ziele einer zukünftigen Rentenpolitik sein müssen. Gleichzeitig sprachen sich viele Teilnehmende dafür aus, junge Menschen stärker in die Diskussion einzubeziehen und den Generationendialog zu fördern.
Zum Abschluss dankte Ministerin Martine Deprez den Teilnehmenden für die engagierte und sachliche Diskussion. Sie hob hervor, dass trotz unterschiedlicher Positionen ein gemeinsames Ziel deutlich geworden sei: ein gerechtes und tragfähiges Rentensystem für alle Generationen.
Die nächste und abschließende Expertenrunde findet am 24. April statt und widmet sich dem Thema finanzielle Nachhaltigkeit. Alle Ergebnisse des Beteiligungsprozesses werden auf der Plattform pensioun.schwätzmat.lu dokumentiert und dienen dem Ministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit als Grundlage für weitere politische Entscheidungen.

Réunion d'experts 2 Equité documentation (04.04.2025)

Expertenrunde 2 Gerechtigkeit Dokumentation (04.04.2025)

LISER - Précarité des personnes retraitées (Präsentation Expertenrunde 04.04.25)

Snakke & Co. – Ergebnisse Online-Dialog „Gerechtigkeit“ (Präsentation Expertenrunde 04.04.25)
