Expertenrunde 3: Nachhaltigkeit
Am 24. April 2025 kamen im Rahmen des Beteiligungsprozesses „Schwätz mat! D’Zukunft vun eiser Altersofsécherung“erneut Vertreter*innen aus Politik, Sozialpartnern, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Jugendorganisationen im Schloss Burglinster zusammen – diesmal mit dem Schwerpunkt finanzielle Nachhaltigkeit des luxemburgischen Rentensystems.
Nach den vorangegangenen Diskussionen zu Anpassungsfähigkeit und Gerechtigkeit stand nun die Frage im Mittelpunkt, wie das Rentensystem langfristig tragfähig gestaltet werden kann, ohne dabei soziale Sicherheit, Generationengerechtigkeit oder ökologische Verantwortung aus dem Blick zu verlieren.
Breiter Konsens über Reformbedarf – unterschiedliche Wege
Die Teilnehmenden waren sich einig: Eine Reform ist angesichts der demografischen Entwicklung und der mittelfristig steigenden Ausgaben notwendig. Unterschiedlich bewertet wurden jedoch die Mittel und Wege dorthin.
Auf der Einnahmenseite wurden zahlreiche Vorschläge diskutiert, etwa:
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eine Anhebung oder Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze (Deplafonement),
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die Besteuerung von Kapitalerträgen, Finanztransaktionen oder automatisierter Arbeit,
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sowie ein zusätzlicher Solidaritätsbeitrag zur Stärkung der 1. Säule.
Zugleich wurde die Attraktivität Luxemburgs als Arbeits- und Wirtschaftsstandort thematisiert – insbesondere im Hinblick auf Grenzgänger*innen und Fachkräfte, deren Beitrag zur Finanzierung des Systems zentral ist.
Wachstum als Bedingung – oder als Risiko?
Ein wiederkehrendes Spannungsfeld der Diskussion: Die Rolle des Wirtschaftswachstums. Einerseits wurde es als notwendige Grundlage für die Finanzierbarkeit des Sozialsystems betont, andererseits als begrenzter und ökologisch problematischer Faktor infrage gestellt. Zahlreiche Stimmen warnten davor, das Rentensystem ausschließlich auf kontinuierliches Wachstum aufzubauen – und forderten alternative Finanzierungsmodelle sowie mehr Unabhängigkeit von ökonomischen Zyklen.
Nachhaltigkeit im weiteren Sinn gedacht
Nachhaltigkeit wurde nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch und gesellschaftlich verstanden. Insbesondere die Investitionen des Fonds de compensation commun au régime général (FDC) standen zur Debatte. Es wurde gefordert, diese konsequent an den Zielen des Pariser Klimaabkommens und der EU-Taxonomie auszurichten – mit mehr lokalen, klimafreundlichen und sozialen Investitionen.
Auch das Renteneintrittsalter war Thema: Eine flexible, freiwillige Anhebung über Anreize – unter Berücksichtigung der Arbeitsbelastung (Pénibilité) – wurde gegenüber starren Grenzen oder Sanktionen bevorzugt.
Beitrag der jungen Generation
Junge Teilnehmende brachten sich aktiv in die Debatte ein. Sie zeigten sich offen für moderate Beitragserhöhungen, betonten aber, dass die Lasten gerecht verteilt werden müssen. Besonders wichtig war ihnen eine transparente Kommunikation, eine stärkere Einbindung in Reformprozesse sowie die Zukunftsfähigkeit des Systems – auch jenseits kurzfristiger wirtschaftlicher Logiken.
Ausblick
In ihrem Schlusswort lobte Ministerin Martine Deprez den respektvollen, lebendigen Austausch. Sie kündigte an, dass die Regierung die gesammelten Erkenntnisse und Vorschläge in die politische Entscheidungsfindung einbeziehen werde. Noch vor dem Sommer sollen erste Leitlinien für eine mögliche Rentenreform vorgestellt, im Sommer ausgearbeitet und im Herbst als Textvorschlag in die öffentliche Diskussion eingebracht werden.
Weitere Informationen, Dokumentationen und Ergebnisse des Prozesses „Schwätz mat!“ finden sich unter: pensioun.schwätzmat.lu

Réunion d'experts 3 Durabilité documentation (24.04.2025)

Expertenrunde 3 Nachhaltigkeit Dokumentation (24.04.2025)

FDC - Finalité, mission et investisseur responsable (Präsentation Expertenrunde 24.04.25)

IGSS - Réunion d’experts 3 Durabilité (Präsentation Expertenrunde 24.04.25)

STATEC - Attractivité et croissance de l’emploi (Präsentation Expertenrunde 24.04.25)

Improof - Durabilité du système de pension (Präsentation Expertenrunde 24.04.25)

IDEA - Durabilité du système de pensions (Präsentation Expertenrunde 24.04.25)

Snakke & Co. - Ergebnisse Online-Dialog „Nachhaltigkeit“ (Präsentation Expertenrunde 24.04.25)
